DE BADOSTÁIN A BERLIN ORIENTAL

Historia y compromiso de las hermanas Úriz

Vorwurf: Kriegsverherrlichung im

Kulturbahnhof

Eine Ausstellung über Spanienkämpfer sorgt für Streit. Der OB hält den Veranstalter aber nicht für linksextrem.

Samstag, 22.10.2016 Von Nina Schirmer

Die Schau „No Pasarán!“ erinnert an zwei aus Spanien geflohene Schwestern und an Spanienkämpfer aus der Region. Zweiteres führt zu Kontroversen.

© Norbert Millauer

Radebeul. Ein Bürgermeister, der wenige Stunden bevor er ans Rednerpult tritt, den Plan für seine Ansprache komplett über den Haufen wirft – das kommt selten vor. Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) sah sich diese Woche dazu gezwungen. Zur Eröffnung der Ausstellung „No Pasarán!“, die an den Kampf der

Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg erinnert, sprach Wendsche am Donnerstag zwar ein Grußwort. Allerdings ganz anders als geplant.

Die Interbrigaden waren Freiwillige aus zahlreichen Ländern, die auf der Seite der Spanischen Republik gegen den von Franco angeführten Staatsstreich, und dessen von Hitler und Mussolini unterstützte Verbände kämpften. Zu den bekanntesten Interbrigadisten gehören die Schriftsteller Ernest Hemingway und George Orwell.

Im Radebeuler Stadtrat sorgte das geplante Gedenken an die Kämpfer für einen Streit, mit dem der Oberbürgermeister nicht gerechnet hatte. Eine Glorifizierung von Kriegsverbrechen nannte Stadtrat Wolfgang Jacobi (CDU) die Veranstaltung. An den Spanienkampf zu erinnern sei nicht friedensstiftend. „Ich halte das in der heutigen Zeit nicht für richtig“, so Jacobi. Jan Mücke (FDP) nahm vor allem Anstoß daran, dass der Veranstalter der Ausstellung vom bayerischen Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft wird.

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) steht in Bayern tatsächlich unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. In einem Bericht von 2014 heißt es, in der Organisation wird „ein kommunistisch orientierter Antifaschismus verfolgt.“ Alle nicht marxistischen Systeme – also auch die parlamentarische Demokratie – würden von der Vereinigung als potenziell faschistisch, zumindest aber als eine Vorstufe zum Faschismus betrachtet, die es zu bekämpfen gilt. In allen anderen Bundesländern sowie auf Bundesebene wird die Vereinigung hingegen seit Jahren nicht mehr vom Verfassungsschutz beobachtet. Auch in Bayern läuft ein Verfahren zur Einstellung der Beobachtung. Stadtrat Sven Eppinger (CDU) kritisierte, dass der Kulturbahnhof für eine politische Veranstaltung geöffnet wird, obwohl man sich einig gewesen sei, das nicht zu tun. Seine Fraktionskollegin Bianca Erdmann-Reusch warf der

Ausstellung vor, das Gedenken an Vertriebene mit der Erinnerung an die Kämpfer zu vermischen. „Wie wollen sie dort Ihre Eröffnungsrede halten?“, fragte Eva Oehmichen (Grüne) den Oberbürgermeister.

Darüber musste sich Bert Wendsche wahrscheinlich nun erst einmal selbst neu im Klaren werden. Am Donnerstag jedenfalls trat er im Kulturbahnhof an das mit der rot-gelb-lila Fahne der Interbrigaden geschmückte Rednerpult. Über 50 Leute waren zur Gedenkveranstaltung gekommen. Weil die Plätze nicht ausreichten, musste eine weitere Stuhlreihe aufgestellt werden. Unter den Gästen größtenteils Senioren.

„Ich habe heute alles über den Haufen geschmissen“, sagte Wendsche. Dann schilderte er den Anwesenden die Diskussion im Stadtrat. Ungläubiges Schnaufen und Kopfschütteln im Publikum. Die Kritik der Stadträte habe ihn nachdenklich gemacht und auch ein Stück weit getroffen, so der OB. „Mir geht es nicht darum, in schwarz und weiß zu malen.“ Stattdessen müsse Geschichte in all ihren Facetten gezeigt werden. Auch in Radebeul gebe es Spuren der Spanienkämpfer, ob man sie sehen wolle oder nicht. Spanien habe die noch lebenden Interbrigadisten 1996 zu Ehrenbürgern erklärt. In Luxemburg hätten sie vom damaligen Premierminister Jean-Claude Juncker eine Ehrenmedaille erhalten, referierte Wendsche. Auch die umfangreiche stalinistische Verfolgung der Interbrigaden mache die Vorwürfe der Stadträte schwierig.

„Es ist ein breites gesellschaftliches Anliegen, sich mit der Geschichte auseinander zu setzen. Wir sollten dem in nichts nachstehen“, sagte der OB. Applaus im Publikum. Dem Veranstalter der Ausstellung danke er aus größter Überzeugung. „Es ist ein wichtiges Stück Erinnerungskultur, das hier gezeigt wird.“ Der Ortsgruppe des VVN-BdA sei es zu verdanken, dass jährlich am 27. Januar gemeinsam in der Stadt den Opfern des Nationalsozialismus gedacht wird. Auch die Projekte, die der Verband an Schulen durchführt, würdigte Wendsche.

Die Schau selbst beschäftigt sich mit der Geschichte zweier spanischer

 

Schwestern, die nach Deutschland flohen. Außerdem wird über Spanienkämpfer aus Radebeul und Dresden informiert.

Die Ausstellung wird bis zum 11. November im Kulturbahnhof gezeigt. Der Eintritt ist frei.